RE: Beaver Creek, eine Nebenbahnstation in Iowa

#1 von Caboose ( gelöscht ) , 20.03.2016 14:46

Dies ist das Thema meines US-Modellbahn-Dioramas, zeitlich eingeordnet Mitte der 50er Jahre, also in der so genannten transition era, der Übergangsphase von Dampf auf Diesel. Beaver Creek besteht neben dem kleinen Stationsgebäude nur aus wenigen Bauwerken, den Getreidespeichern, einer Tankstelle mit Gebrauchtwagenhandel, einer Futter- und Saatguthandlung und einem nahegelegenen Farmhaus.
Überwiegend wird die Strecke von Loks der Union Pacific befahren. Den geringen Personenverkehr übernimmt ein sogenannter Doodlebug, ein benzin-elektrischer Triebwagen. Das Bild der Güterzugwagen ist vorbildentsprechend bunt, sie stammen vom gesamten nordamerikanischen Kontinent. Passend dazu beleben etliche der damaligen amerikanischen Straßenkreuzer, die gas guzzlers, die Straßen.


Die Getreidespeicher


... old John Deere tractor

Die Gleisanlagen bestehen lediglich aus dem Hauptgleis, einem Überholgleis und zwei Anschlüssen für die beiden schon genannten Handelsunternehmen. Der nahe gelegene Beaver Creek, der derzeit kein Wasser führt, wird von einer Blechträgerbrücke überspannt. Das beinahe parallel verlaufende Anschlussgleis der Feed & Seed Company überquert im weiteren Verlauf ebenfalls den Beaver, jedoch auf einer schon sehr baufälligen kleine Trestle-Brücke, die nicht mehr befahren werden darf. Früher mag dieses Gleis einmal zu einem weiteren Unternehmen geführt haben. Heute endet es auf dem anderen Ufer im Gestrüpp. Die Bewohner des nahen Farmhauses haben hier einen ausrangierten Caboose der Pennsylvania Railroad als Lagerraum und Sommerhäuschen aufgestellt.



Soweit die Geschichte zu meinem Diorama.

It’s built like a stage, wie die US-Modellbahner sagen. Hier haben Lokomotiven und Waggons auf einem gestalteten Teil vom 400 x 60 cm ihren Auftritt, während sie sonst links und rechts auf Abstell- und Ausziehgleisen stehen, die eine Länge von 230 bzw. 80 cm aufweisen. Erreicht wird das eigentliche Diorama über zwei durch seitliche Blenden verdeckte Zufahrten, da es bei diesem Thema keine Tunnel gibt.

Die Anlage wird konventionell (DC analog) betrieben. Den Fahrstrom liefert ein Titan Z-Trafo, der sich für den hier stattfindenden Rangierbetrieb fein regeln lässt und maximal 10 V abgibt. Die übrige Energie liefern zwei Trafos, auf denen unterschiedliche Spannungsstärken abgegriffen werden können.


Ein Caboose ist beim Rangieren manchmal hinderlich. Kurzerhand wurde er auf der Brücke ,geparkt'.
Die Besatzung darf derweil nach den Bewohnern des Beaver Creek Ausschau halten.


Da ich mit dem Sammeln einiger Lokomotiven schon vor dem Aufkommen von Soundbausteinen begonnen hatte, andererseits aber nicht auf vorbildentsprechende Diesel- und Dampflokgeräusche verzichten wollte, kommen hier zwei entsprechende Sincro-Sound-Module von MRC zum Einsatz. Diese bieten neben dem geschwindigkeitsabhängigen Fahrgeräuschen auch den Klang von Dampfpfeife, Dieselhorn usw.. Ausgesandt werden diese über drei Lautsprecher, die raumfüllend in einigen Gebäuden untergebracht sind. Eingebaut sind sie in Holzboxen, um eine sattere Wiedergabe zu erzeugen. Die Geräusche laufen zwar nicht mit den Lokomotiven mit, verteilen sich aber über die Lautsprecher recht gleichmäßig über das kleine Diorama. Bei größeren Anlagen wäre dieses Verfahren nicht praktikabel.


In der Mitte das Landhandelsunternehmen, die Feed & Seed Company, natürlich mit eigenem Gleisanschluss
Die SD 45 passt zwar nicht in die dargestellte Ära, aber - erlaubt ist, was gefällt. Hier gleich noch einmal:



Die Gebäude stammen von Walthers (Getreidespeicher und Landhandel), Pola (Tankstelle mit US-Zurüstteilen) und Faller (Farmhaus). Das Stationsgebäude entstand aus diversen Resten. Die Brücke ist ein komplett modifiziertes ROCO-Teil und für die Trestle-Brücke mussten diverse Holzprofile und Balsa herhalten.


Willie hatte es mal wieder zu eilig. Der Sheriff stellt das passende Ticket aus.

Das Gleismaterial im gestalteten Teil stammt von PECO (Code 75), das für mich eine gelungen Mischung aus relativ schlanker Weichenoptik und vergleichsweise geringem Platzbedarf darstellt. Es ist auf Korkbettungen verlegt und mit ASOA-Granit eingeschottert. Das Trassenbrett ist auf Laminatdämmung schwimmend verlegt, um die Laufgeräusche möglichst gering zu halten. Der kleinste Radius beträgt hier 900 mm. Im ungestalteten Bereich kommt das alte ROCO Line System mit Bettung und seiner bekannt guten Geräuschdämmung zum Einsatz. Auf absolut leisen Lauf habe ich größten Wert gelegt, nachdem ich bei einer früheren Anlage einmal ungewollt einen regelrechten Resonanzkörper gebaut hatte. Die Gleishöhe über dem Fußboden beträgt 126 cm.


Einige Hobos - frei nach Jack Londons bekanntem Roman ,Abenteurer des Schienenstranges'

Die Streckenführung verläuft bewusst divergierend zu den Rändern des Dioramas, um optische Zwänge zu vermeiden. Die Weite der Landschaft – immer ein Problem auf solch einer kleinen Fläche – wird im Wesentlichen durch eine leicht halbelliptisch geführte Hintergrundkulisse erreicht. Diese besteht aus zwei miteinander verbundenen und verspachtelten Hartfaserplatten, die in einen Holzrahmen gespannt sind, um die Ausrundung zu erhalten. Verwendet habe ich Acrylfarben aus dem Baustoff- bzw. Kunstbedarfshandel. Der Himmel wurde in einem Blauverlauf mit Farbrollen aufgetragen, die Wolken stammen aus der Sprühdose. Man muss bei den Verläufen nur relativ schnell arbeiten, da Acryl recht zügig trocknet. Die eigentliche Landschaft ist nur in gestaffelten Hügelsilhouetten angedeutet. Mit Ausnahme der in die Weite führenden Straße habe ich nichts weiter dargestellt, um perspektivische Verzerrungen zu vermeiden. Das Malen der Kulisse war erstaunlich einfach, nachdem ich vorher einige Tests auf Restholz durchgeführt hatte.


Die Tankstelle mit dem Gebrauchtwagenhandel ...


...und ein etwas eigenwilliges Werbemotto!


Hier noch ein Gesamtbild meines Dioramas - gebaut wie eine Bühne.

Links vom Gleisbildstellwerk der Z-Trafo, rechts die beiden Steuermodule des Synchro-Sounds

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HaJoWolf hat sich bedankt!
Caboose

RE: Beaver Creek, eine Nebenbahnstation in Iowa

#2 von HSB , 20.03.2016 15:03

Hallo Caboose,

Das ist ein sehr schönes Diorama, es gefällt mir sehr.
Schlicht und einfach und wahrscheinlich deswegen auch so schön anzusehen.
Die Kulisse macht auch einen guten Eindruck.

Weniger ist einfach mehr


Gruß, HSB-Martin.

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RE: Beaver Creek, eine Nebenbahnstation in Iowa

#3 von Vincent Vega ( gelöscht ) , 20.03.2016 17:48

Hallo Caboose,
Genau mein Fall, Super !!
Die Ausgestaltung ist Dir Super gelungen, das Feeling kommt genial rüber. Auch die Ausgestaltung wie eine Bühne ist genau mein Fall.
Freu mich über einen weiteren US-Bahner, und würde mich über Gegenbesuch freuen.
Beste Grüße
Michael


Vincent Vega

RE: Beaver Creek, eine Nebenbahnstation in Iowa

#4 von Railbuzzer , 20.03.2016 18:32

Hallo Caboose (oder cabin car bzw. way car, je nach Bahnlinie...

...toll was es bei dir zu sehen gibt, vor allem die Tankstelle und deren Umgebung finde ich erstklassig. Das Pola-Modell habe ich auch noch irgendwo in einem Karton, momentan noch als Aral, aber der Umbau ist schon geplant.

Grüße und ..."wir wollen mehr"

Gert


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RE: Beaver Creek, eine Nebenbahnstation in Iowa

#5 von twiggy41 , 20.03.2016 19:10

Absolut tolles und vor allem stimmiges Diorama.

Gefällt mir sehr gut. Hier passt echt alles und sehr stimmungsvoll.

Grüße
Andreas


 
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RE: Beaver Creek, eine Nebenbahnstation in Iowa

#6 von Heldvomerdbeerfeld , 20.03.2016 19:25

Wow, tolles Diorama! Mir gefällt neben dem Landschaftsflair, das hier wunderbar rüberkommt, vor allem die Brücke. Könntest du die mit dem stillgelegten Gleis mal näher vorstellen? Ist das - und die Blechbrücke eine selbstgebaute?

Kurzum: Toller Landschaftsbau, schöne Details - top!

glg


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RE: Beaver Creek, eine Nebenbahnstation in Iowa

#7 von shaddowcanyon , 20.03.2016 22:44

Hallo Caboose,

Willkommen im Forum, und auch speziell unter den amerikanisch motivierten Grüppchen. Ein tolles Diorama hast Du hier vorgestellt. Meine Frau und ich sind von den Fotos ganz begeistert.Du hast wirklich das spezifisch amerikanische Flair ganz genau auf den Punkt gebracht.

Die Autos allein sind schon eine Attraktion.

Besonders gefallen mir die schon herbstlichen Farben der Vegetation, und solche Details wie der rostige Traktor und der im Verfall begriffene Trestle, die Sicht auf das, was in den 1950ern seinerseits schon Vergangenheit war, aber in der weiten Landschaft der amerikanischen Provinz noch immer seinen Platz hatte.

Wir freuen uns auf weitere Bilder.

Grüße

Hans Martin & Manu


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RE: Beaver Creek, eine Nebenbahnstation in Iowa

#8 von schaerra , 20.03.2016 22:50

Hi Caboose,

absolut Top!!!


Dürfte man mal den Gleisplan sehen?


freundliche Grüsse
Helmut Fritz

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RE: Beaver Creek, eine Nebenbahnstation in Iowa

#9 von Axel67 , 21.03.2016 08:00

Hallo Caboose,

wirklich Spitzenklasse, dein Diorama. Besonders der verrostete Traktor hat mich fasziniert. Du hast wirklich jedes Detail eingefangen. Einziger klitzekleiner Kritikpunkt: An deinen Autos fehlen noch die Nummernschilder. Sicherlich wird das später noch nachgerüstet.


Viele Grüße
Axel

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RE: Beaver Creek, eine Nebenbahnstation in Iowa

#10 von Caboose ( gelöscht ) , 21.03.2016 19:14

,
Hallo miteinander!

Zunächst einmal vielen Dank für Eure netten Antworten!

Einige Fragen kann ich gleich beantworten:

Die Blechträgerbrücke stammt von ROCO, wobei ich diese komplett umgebaut habe, da es zu dieser Zeit seltsamerweise beim US-Zubehör nichts Passendes gab, auch von der Länge her. Den Trog habe ich aufgeschnitten, einen Streifen herausgenommen und die beiden Resthälften auf ein Rechteck-Profilholz geklebt. Unverändert sind nur die beiden Tragkonstruktionen geblieben, die jedoch unter die Brücke wanderten. Die spezielle Schwellenlage nach US-Vorbild und die inneren Radlenker-Schienen sind Eigenbau. Da man diese auf den Bildern nicht sieht, werde ich demnächst noch einige Bilder hier einstellen, auch von der Trestle-Brücke (kompletter Eigenbau) und dem Farmhaus, das ich zwar erwähnt, aber nicht im Bild vorgestellt habe. Auch einige andere Details wie den Unterbau und die seitlichen Sichtblenden kommen in Bildern.

Der Gleisplan - den gab es nur in 1 : 1, aufgeklebt auf Packpapierbahnen, damit auch alles passte. Entweder mache ich entsprechende Fotos oder ich skizziere ihn unmaßstäblich. Schau'n wer mal.

Die Nummernschilder - erwischt. Ich geb's zu. Es gibt bereits kleine Fotokopien - nur anbringen muss ich sie noch. Bislang habe ich das nur bei den LKWs gemacht, die überwiegend die Vitrine bevölkern. Kommt aber. Wenigstens verfügen die Bewohner von Beaver Creek seit kurzem über Briefkästen. Dafür warten sie weiterhin auf die Er- oder besser gesagt auf die Beleuchtung. Die fehlt nämlich auch noch.

Und - aber nicht weitersagen - das Stationsgebäude hat noch kein Namensschild!

Demnächst folgt ein ,Nachschlag' in Text und Bildern.

Bis dahin,

Gruß, Caboose


Caboose

RE: Beaver Creek, eine Nebenbahnstation in Iowa

#11 von calim ( gelöscht ) , 18.08.2016 00:08

Moin!



Ein sehr sehenswertes Diorama! Stimmungsvolle Details, wie den rostigen Traktor, realistische Landschaftsgestaltung und schöne kleine Szenen...
Einfach Toll!

Bis die Nächte =8)

Thomas


calim

RE: Beaver Creek, eine Nebenbahnstation in Iowa

#12 von Bertyk , 18.08.2016 07:37

Hallo Caboose,

Dein Diorama ist genau das, weshalb ich Modellbahn liebe: Authentische Szenen auf geringem Platz. Und die Theaterbühne lenkt den Blick auf das Wesentliche. Das hast Du wirklich toll gemacht.
Ich habe bei meinen diversen kleinen Anlagen auch versucht, so etwas umzusetzen. Und die Reaktionen der Besucher auf den Ausstellungen, an denen ich teilnehmen durfte, haben das bestätigt.

Danke für den schönen Bericht und die Fotos. Weiterhin viel Spaß mit der Moba!


Gruß ins Stummiland!
Bertram

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RE: Brunndöbra/Sa um 1970 - eine Kleinstanlage in TT
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RE: Beaver Creek, eine Nebenbahnstation in Iowa

#13 von notbremse , 18.08.2016 16:48

Sehr schönes Modul. Sehr schön aufeinander abgestimmte Farben, liebevoll durchgestaltete Details.



Besonders beeindruckt hat mich die Pola-Faller-Tankstelle. Tausende Male eingebaut und hier trotzdem nicht langweilig. In dieser Umgebung wirkt sie richtig wie "zu Hause".

Ehrlich gesagt, auf eine schnell angefertigte Handskizze deines Gleisplans wäre auch ich neugierig.

Liebe Grüße

Karl


Wer schnell fertig werden will, sollte nicht Modellbau betreiben, sondern sich mit losen Damen vergnügen...

Mein Projekt im Stummiforum: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn


 
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