Dies ist das Thema meines US-Modellbahn-Dioramas, zeitlich eingeordnet Mitte der 50er Jahre, also in der so genannten transition era, der Übergangsphase von Dampf auf Diesel. Beaver Creek besteht neben dem kleinen Stationsgebäude nur aus wenigen Bauwerken, den Getreidespeichern, einer Tankstelle mit Gebrauchtwagenhandel, einer Futter- und Saatguthandlung und einem nahegelegenen Farmhaus.
Überwiegend wird die Strecke von Loks der Union Pacific befahren. Den geringen Personenverkehr übernimmt ein sogenannter Doodlebug, ein benzin-elektrischer Triebwagen. Das Bild der Güterzugwagen ist vorbildentsprechend bunt, sie stammen vom gesamten nordamerikanischen Kontinent. Passend dazu beleben etliche der damaligen amerikanischen Straßenkreuzer, die gas guzzlers, die Straßen.
Die Getreidespeicher
... old John Deere tractor
Die Gleisanlagen bestehen lediglich aus dem Hauptgleis, einem Überholgleis und zwei Anschlüssen für die beiden schon genannten Handelsunternehmen. Der nahe gelegene Beaver Creek, der derzeit kein Wasser führt, wird von einer Blechträgerbrücke überspannt. Das beinahe parallel verlaufende Anschlussgleis der Feed & Seed Company überquert im weiteren Verlauf ebenfalls den Beaver, jedoch auf einer schon sehr baufälligen kleine Trestle-Brücke, die nicht mehr befahren werden darf. Früher mag dieses Gleis einmal zu einem weiteren Unternehmen geführt haben. Heute endet es auf dem anderen Ufer im Gestrüpp. Die Bewohner des nahen Farmhauses haben hier einen ausrangierten Caboose der Pennsylvania Railroad als Lagerraum und Sommerhäuschen aufgestellt.
Soweit die Geschichte zu meinem Diorama.
It’s built like a stage, wie die US-Modellbahner sagen. Hier haben Lokomotiven und Waggons auf einem gestalteten Teil vom 400 x 60 cm ihren Auftritt, während sie sonst links und rechts auf Abstell- und Ausziehgleisen stehen, die eine Länge von 230 bzw. 80 cm aufweisen. Erreicht wird das eigentliche Diorama über zwei durch seitliche Blenden verdeckte Zufahrten, da es bei diesem Thema keine Tunnel gibt.
Die Anlage wird konventionell (DC analog) betrieben. Den Fahrstrom liefert ein Titan Z-Trafo, der sich für den hier stattfindenden Rangierbetrieb fein regeln lässt und maximal 10 V abgibt. Die übrige Energie liefern zwei Trafos, auf denen unterschiedliche Spannungsstärken abgegriffen werden können.
Ein Caboose ist beim Rangieren manchmal hinderlich. Kurzerhand wurde er auf der Brücke ,geparkt'.
Die Besatzung darf derweil nach den Bewohnern des Beaver Creek Ausschau halten.
Da ich mit dem Sammeln einiger Lokomotiven schon vor dem Aufkommen von Soundbausteinen begonnen hatte, andererseits aber nicht auf vorbildentsprechende Diesel- und Dampflokgeräusche verzichten wollte, kommen hier zwei entsprechende Sincro-Sound-Module von MRC zum Einsatz. Diese bieten neben dem geschwindigkeitsabhängigen Fahrgeräuschen auch den Klang von Dampfpfeife, Dieselhorn usw.. Ausgesandt werden diese über drei Lautsprecher, die raumfüllend in einigen Gebäuden untergebracht sind. Eingebaut sind sie in Holzboxen, um eine sattere Wiedergabe zu erzeugen. Die Geräusche laufen zwar nicht mit den Lokomotiven mit, verteilen sich aber über die Lautsprecher recht gleichmäßig über das kleine Diorama. Bei größeren Anlagen wäre dieses Verfahren nicht praktikabel.
In der Mitte das Landhandelsunternehmen, die Feed & Seed Company, natürlich mit eigenem Gleisanschluss
Die SD 45 passt zwar nicht in die dargestellte Ära, aber - erlaubt ist, was gefällt. Hier gleich noch einmal:
Die Gebäude stammen von Walthers (Getreidespeicher und Landhandel), Pola (Tankstelle mit US-Zurüstteilen) und Faller (Farmhaus). Das Stationsgebäude entstand aus diversen Resten. Die Brücke ist ein komplett modifiziertes ROCO-Teil und für die Trestle-Brücke mussten diverse Holzprofile und Balsa herhalten.
Willie hatte es mal wieder zu eilig. Der Sheriff stellt das passende Ticket aus.
Das Gleismaterial im gestalteten Teil stammt von PECO (Code 75), das für mich eine gelungen Mischung aus relativ schlanker Weichenoptik und vergleichsweise geringem Platzbedarf darstellt. Es ist auf Korkbettungen verlegt und mit ASOA-Granit eingeschottert. Das Trassenbrett ist auf Laminatdämmung schwimmend verlegt, um die Laufgeräusche möglichst gering zu halten. Der kleinste Radius beträgt hier 900 mm. Im ungestalteten Bereich kommt das alte ROCO Line System mit Bettung und seiner bekannt guten Geräuschdämmung zum Einsatz. Auf absolut leisen Lauf habe ich größten Wert gelegt, nachdem ich bei einer früheren Anlage einmal ungewollt einen regelrechten Resonanzkörper gebaut hatte. Die Gleishöhe über dem Fußboden beträgt 126 cm.
Einige Hobos - frei nach Jack Londons bekanntem Roman ,Abenteurer des Schienenstranges'
Die Streckenführung verläuft bewusst divergierend zu den Rändern des Dioramas, um optische Zwänge zu vermeiden. Die Weite der Landschaft – immer ein Problem auf solch einer kleinen Fläche – wird im Wesentlichen durch eine leicht halbelliptisch geführte Hintergrundkulisse erreicht. Diese besteht aus zwei miteinander verbundenen und verspachtelten Hartfaserplatten, die in einen Holzrahmen gespannt sind, um die Ausrundung zu erhalten. Verwendet habe ich Acrylfarben aus dem Baustoff- bzw. Kunstbedarfshandel. Der Himmel wurde in einem Blauverlauf mit Farbrollen aufgetragen, die Wolken stammen aus der Sprühdose. Man muss bei den Verläufen nur relativ schnell arbeiten, da Acryl recht zügig trocknet. Die eigentliche Landschaft ist nur in gestaffelten Hügelsilhouetten angedeutet. Mit Ausnahme der in die Weite führenden Straße habe ich nichts weiter dargestellt, um perspektivische Verzerrungen zu vermeiden. Das Malen der Kulisse war erstaunlich einfach, nachdem ich vorher einige Tests auf Restholz durchgeführt hatte.
Die Tankstelle mit dem Gebrauchtwagenhandel ...
...und ein etwas eigenwilliges Werbemotto!
Hier noch ein Gesamtbild meines Dioramas - gebaut wie eine Bühne.
Links vom Gleisbildstellwerk der Z-Trafo, rechts die beiden Steuermodule des Synchro-Sounds
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